Wird die SARS-CoV-2-Impfung bald nichts mehr nützen oder tut sie es bereits jetzt schon nicht mehr?

In diesem Artikel möchte ich einige frische Preprints vorstellen, die sich auf die Impfung (v. a. Comirnaty BNT162b2 von Biontech und Pfizer) beziehen. Daten aus Israel, wo die Bevölkerung zu großem Teil mit Comirnaty von Biontech und Pfizer geimpft ist, zeigen eine abgeschwächte Wirkung. Aufgefallen ist dies bei der Verbreitung der Delta-Variante aus Indien (B 1.617.1 und B1.617.2). In Israel steigen die Neuinfektionen wieder an. Am 25.07.2021 verzeichnete die offizielle Statistik 1.421 Neuinfektionen bei einem 7-Tage-Mittelwert von 1.102. Die offizielle Verlautbarung des Impfstoffherstellers zu Beginn der großflächig angelegten Impfkampagne war, dass der Impfstoff BNT162b2 zu 95 % vor schweren Verläufen schütze. 

1. Polack, Fernando P. et al.: Safety and Efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine, New England Journal of Medicine 2020.

Nach Polack und seiner Arbeitsgruppe, zu der auch der Biontech-Gründer Ugur Sahin gehört, zeigte der mRNA-Impfstoff bei einer randomisierten (per Zufall zu einem Studienarm zugeordnet) Studie (21.720 erhielten den Impfstoff, 21.728 erhielten das Placebo) eine Wirksamkeit von 95 %, um den Ausbruch von COD-19 zu verhindern. 

Kritik: Was hier nicht getestet wurde war, wie lange der Impfschutz anhält. Das ist auch freilich beim Umgang mit SARS-CoV-2 und als Wirtschaftsunternehmen wie es Biontech und Pfizer sind, auch nicht praktikabel. Tatsächlich wird hier auch COVID-19 mit einer Infektion mit SARS-CoV-2 gleichgesetzt, was keinen Sinn macht, weil wir aus diversen vorgelagerten Studien wissen, dass sehr viele Fälle (20 - 40 %) asymptomatisch verlaufen. Also entwickeln nur etwa 60 - 80 % überhaupt Symptome. Genau das beschreiben die Autoren in ihren Begrenzungen der Studie: Sicherheit und Effizienz nach 2 Monaten, schützt der Impfstoff vor asymptomatischen Infektionen und der Übertragung auf ungeimpfte Personen?  

2. Arora, P. et al.: Increased lung cell entry of B.1.617.2 and evasion of antibodies induced by infection and BNT162b2 vaccination, Preprint 2021.

Die Studie unter der Leitung von Stefan Pöhlmann und Markus Hoffmann vom Deutschen Primatenzentrum, welche eigentlich durch ihre Arbeit an HIV (Human Immunodeficiency Virus) und SIV (Simian Imunodeficiency Virus) und anderen Viren bekannt geworden sind, arbeiten  seit dem Ausbruch der Pandemie auch an SARS-CoV-2. Arora et al. fand heraus, dass die Antikörper, welche durch eine Infektion bzw. eine Impfung mit BNT162b2 von Biontech und Pfizer entstanden, die neu aufkommende Delta-Variante B1.617.2 zu einem deutlich geringeren Prozentsatz neutralisieren. Außerdem gibt es einen monoklonalen Antikörper mit dem Namen Bamlanivimab (-ab am Ende eines Medikaments bedeutet, dass es ein Antikörper ist), bei dem auch geringere Wirksamkeit gegenüber der Delta-Variante festgestellt wurde. 

Dazu wurde von genesenen Personen Blut entnommen, das Plasma mit den Antikörpern extrahiert und mit auf die Zellen gegeben. Dabei zeigte sich eine leicht reduzierte Effizienz im Gegensatz zum Wildtyp-S-Protein. Die Ausflucht der Delta-Variante von geimpften Personen und deren Antikörpern war stärker ausgeprägt. Das bedeutet, dass die Neutralisation der Delta-Variante B1.617.2 sogar geringer war als bei genesenen Personen. Als Vergleich wurde die Südafrikanische Variante B.1.351 mitgeführt, die noch schlechter neutralisiert wurde. Dies war die Positivkontrolle, weil man weiß, dass B.1.351 schlechter neutralisiert wird.  

Einige in dieser Arbeitsgruppe haben auch ähnliche Daten in Cell Reports publiziert:

3. Hoffmann, M. et al.: SARS-CoV-2 variant B.1.617 is resistant to bamlanivimab and evades antibodies induced by infection and vaccination. Cell Reports 2021.

Nach Hoffmann et al. wird die Delta-Variante von drei getesteten therapeutischen Antikörpern, aber nicht von Bamlanivimab neutralisiert. Außerdem zeigt die Variante eine verstärkte Umgehung der neutralisierenden Antikörper nach einer Impfung (um das 2,83-fache) bzw. Infektion (um das 1,96-fache). Damit schützt eine durchgemachte Infektion effektiver als eine durch Impfung induzierte Antikörperantwort vor der Infektion mit B.1.617. 


Abbildung 1: (A) Das S-Protein von SARS-CoV-2 der Variante B.1.617 entgeht der Neutralisation der im Plasma befindlichen Antikörper infizierter Personen. (B) Das S-Protein von SARS-CoV-2 der Variante B.1.617 entgeht der Neutralisation der im Plasma befindlichen Antikörper von geimpften Personen. WT-Wildyp, B.1.351 (Südafrikanische (Beta-) Variante). 
Hoffmann, M. et al.: SARS-CoV-2 variant B.1.617 is resistant to bamlanivimab and evades antibodies induced by infection and vaccination. Cell Reports 2021.

WICHTIG: Die Antikörperantwort durch B-Zellen des Immunsystems ist nur ein Punkt der Immunantwort, wenngleich auch ein wichtiger. Ferner gibt es CD4+- und CD8+-Zellen, die bei einer durchgemachten Infektion bzw. Impfung aufgebaut werden und den Erreger erkennen können. 


4. Mlchova, P. et al.: SARS-CoV-2 B.1.617.2 Delta variant emergence and vaccine breakthrough. Preprint 2021.

In diesem Preprint wird auf die Variante B.1.617.2 eingegangen, nach dem Berichte bekannt wurden, dass sich 100 Krankenhausmitarbeiter trotz Impfung infiziert haben. Die Variante zeigt eine 8-fach geringere Sensitivität gegenüber der Alpha-Variante (B.1.1.7). Die Neutralisation des Impfstoffs ChAdOx-1 (AstraZeneca) war geringer als die von BNT162b2. 

Abbildung 2: Vergleich der Neutralisation durch Antikörper zwischen WT und den Mutanten. Links AstraZeneca und rechts Biontech und Pfizer. Je höher die Zahl, desto geringer fällt die Neutralisation im Vergleich zum Wildtyp aus.
Abbildung 3: Veränderung der Antikörperantwort im Vergleich zum WT. Je höher die Zahl (z. B. 5.7-fold), desto schlechter die Veränderung der Neutralisation zum Wildtyp. 


Außerdem wurde untersucht, ob die neue Variante zu einer erhöhten Synzytien-Bildung führt.

Synzytien=Zellfusionen mit mehreren Zellkernen

Abbildung 4: Menge an Synzytien. Je höher der Balken ist, desto mehr Zellfusionen (Synzytien) gibt es. 

Abbildung 5: Synzytienbildung unter dem Fluoreszenz-Mikroskop der unterschiedlichen Varianten.


Daten aus Israel zeigen eine verminderte Schutzwirkung der Impfungen von Biontech und Pfizer in Bezug auf die Delta-Variante. Die Firmen gehen mittlerweile von einer Schutzwirkung von nur noch 64 Prozent aus. Zuvor waren sie noch von 95 % ausgegangen. (Polack, Fernando P. et al.: Safety and Efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine, New England Journal of Medicine 2020.
Dies könnte auch an der nur sechs Monate haltenden Immunität liegen. Weiterhin, so das Unternehmen, schütze eine vollständige Impfung zu 93 Prozent vor einer schweren Infektion mit Krankenhaus-Aufenthalt, aber nur zu 64 Prozent vor Infektion und Erkrankung mit Symptomen. Deshalb arbeiten die Firmen schon an einer dritten "Booster-Impfung", die zum dritten Mal geimpft werden muss. 
Da vielen Leuten die Impfung als "einziger Weg aus der Pandemie und zurück zu Freiheiten" von der Politik verkauft wurde, müssen diese wohl doch noch eine dritte (vielleicht sogar vierte und fünfte) Spritze über sich ergehen lassen. Die WHO kritisierte die Unternehmen und nannte es "ernsthaft enttäuschend", dass reiche Länder schon zu einer dritten Impfung übergingen, während Menschen in der Dritten Welt noch nicht einmal eine Impfdosis erhalten hätten (https://www.fr.de/politik/corona-impfung-impfstoff-who-kritik-biontech-pfizer-dritte-dosis-immunitaet-global-pandemie-90858565.html). 

Persönliche Meinung: Ernsthaft enttäuschend ist tatsächlich die Wirkdauer der Impfung von 6 Monaten! Bei älteren Menschen wohl nur 3-6 Monate.


Und dann müsste man auch noch so mutig sein, sich das Spike-Protein von SARS-CoV-2 spritzen zu lassen und in seinen eigenen Zellen herstellen zu lassen, das extrem zytotoxisch wirkt. Allein das Spike-Protein reicht aus, um Zellfusionen einzuleiten, die Gewebeschädigungen hervorrufen. 

Abbildung 6: Praktische Umsetzung der Impfung. Die in Lipid-Nanopartikel befindliche mRNA wird in die Zelle eingebracht und an den Ribosomen des Endoplasmatischen Retikulums zum Spike-Protein translatiert. Danach wandert das Spike-Protein über den Golgi-Apparat auf die Zelloberfläche und wird auf der Zelle exprimiert. Aus: Polack, Fernando P. et al.: Safety and Efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine, New England Journal of Medicine 2020.


Wenn die Spikes auf der Zelle verbleiben, sinkt vermutlich das Risiko für Synzytien, aber das Risiko für die Bildung von Autoantikörpern könnte steigen. Der Ort der Expression ist auch entscheidend. Wenn das Spike-Protein, wie gewünscht, nur in Muskelzellen translatiert wird, ist es wohl weniger gefährlich, als wenn es auch in anderen Zellen auf der Oberfläche exprimiert wird. Viele andere Zelltypen sind nämlich sehr dicht an ihrer Oberfläche mit Rezeptoren ausgestattet. 

5. Theuerkauf S. A. et al.: Quantiative assays reveal cell fusion at minimal levels of SARS-CoV-2 spike protein and fusion from without. iScience 2021.

Theuerkauf und Kollegen fanden heraus, dass minimalste Mengen an S-Protein (Spike-Protein) zur Synzytien-Bildung beitragen. Allein das S-Protein, ohne Virus, war in der Lage, Zellfusionen von infizierten und uninfizierten Zellen auszulösen. Neutralisierende Antikörper von genesenen Patienten unterbanden effizient die Zellfusion. 


















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