Die Dichotomie des Lebens oder Nichts ist zufällig

Jeder Tag aufs Neue scheint ähnlich in seiner Konstruktion zu sein. Die Sonne geht, mal früher, mal später, auf, der Rhythmus beginnt von vorn. Erst im Lauf der Zeit und vor allem der Retrospektive kann erkannt werden, was wirklich vor sich ging. Distanz schafft Klarheit. Schließlich sollte man erkennen, dass nichts gleichbleibend gut und nichts gleichbleibend schlecht im Leben ist. Nein, wir alle reiten auf Wellen, die uns mal höher, mal tiefer tragen. Die Faktoren a und b beeinflussen die Amplitude und damit die Streckung bzw. Stauchung der Welle. Sie sind demnach gewissermaßen die Lebenssituationen, die die Welle höher oder tiefer tragen und damit uns selbst. Nun impliziert das Bild der Welle, dass es willkürlich passiert, dass man keinen Einfluss darauf hat, ob einen die Welle höher oder niedriger trägt. Dieses Bild dennoch beizubehalten, hat dennoch gewisse Vorzüge wie wir sehen werden. 

Zwei Argumente 

(i) Die Welle trägt höher und niedriger, mal schneller, mal langsamer. Aber wer unten angekommen ist, steigt kontinuierlich auch wieder hinauf bis der Höhepunkt erreicht ist. Ab dann geht es wieder hinab und es kann ihm sicher sein, dass ein Plateau erreicht werden wird, das dann wieder verlassen wird. Diese Vorstellung gibt die Sicherheit, dass - auf nun anthropologischer Sicht - wo ein Fallen, da auch ein Aufsteigen ist. 
(ii) Die Welle wird, auf kurz oder lang, branden. Dies wird sie immer dann tun, wenn die einzelnen, über Wasserstoffbrückenbindungen zusammengehaltenen Wassermoleküle nicht mehr in ihrer Ellipse verweilen. Ist das dann ein Scheitern, ein nicht mehr weiterkommen? Es scheint, der Tod zu sein, der endgültig und unwiederbringlich das Leben mit seiner Dichotomie beendet und stoppt. 
Nun wollen wir uns aber noch der Frage stellen, ob die Metaphorik mit der Welle auf die Realität gänzlich übertragbar ist und wollen mit der Verneinung derselben beginnen. Die Welle wird durch den Wind erzeugt. Herrsche Windstille, gäbe es auch keine Wellen. Und wie wir zuvor sagten: Wo keine Wellen, da kein Leben. Und da nur der Tod den Wellengang beenden kann, gerät hier das gewählt Bild an Grenzen.
Das Auf und Nieder des Wellengangs ist nicht beeinflussbar. Es ist gänzlich durch äußere Faktoren determiniert und wo Determinierung zu finden ist, da gibt es auch keine Freiheit. Wir sollten aber annehmen, dass das Leben auf freien Entscheidungen beruht. Können wir das Hoch und das Tief beeinflussen? Selbstverständlich möchte ein jeder von uns das Hoch, solange es geht, auskosten und das Tief vermeiden. Nach unserem Bilde der elliptischen Bewegung eines Wassermoleküls im Wellengang ist dies so nicht möglich, denn in gleichmäßigem Rhythmus, mal schneller, mal langsamer, wechseln sich Sonne und Schatten ab.
Festzuhalten bleibt freilich, dass das Bild der "Welle des Lebens" die positive Seite zeigt, dass nach dem Tief das Hoch kommt. Das Tief nach dem Hoch wird im Leben oft verdrängt, gehört aber genauso dazu.  

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